Sexsucht, Pornosucht, Cybersexsucht: Therapie, Hilfe und Beratung
Wie bei nahezu allen Verhaltensweisen, so kann es auch im Bereich der Sexualität manchmal zu behandlungswürdigen Abweichungen vom „normalen“ Verhalten kommen.
Aus psychologischer Perspektive betrachtet handelt es sich bei der Sexsucht und Pornosucht um eine Störung der Impulskontrolle, die von innerer Leere, Zwanghaftigkeit, Scham- und Schuldgefühlen begleitet wird.
Die Pathologisierung sexuellen Verhaltens bringt die Schwierigkeit einer Grenzziehung zwischen pathologischem (krankhaften) und nicht-pathologischem Verhalten mit sich, denn exzessives Ausüben sexuellen Verhaltens muss nicht unbedingt krankhafter Natur sein.
Zum Beispiel können pubertierende Jugendliche zuweilen von sexuellen Gedankenspielen, Phantasien, Masturbation und sexuellen Experimenten in obsessiver Weise vereinnahmt sein.
Auch zu Beginn von Partnerschaften nimmt das sexuelle Verhalten oft einen übergeordneten Stellenwert ein.
Dies sind jedoch gesunde sexuelle und partnerschaftliche Entwicklungsprozesse, die zu einem gesunden Leben gehören.
In Deutschland geht man von etwa einer halbe Million Sexsüchtigen aus. Diese Zahl beruht jedoch auf Schätzungen und liegt wahrscheinlich weit drüber. Sexsucht und Pornosucht sind, wie alle anderen Verhaltenssüchte, keine eigenständige Diagnose und wird somit auch nicht von den Krankenkassen als solches erfasst.
Seit jeher wird nicht der Norm entsprechendes sexuelles Verhalten in verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen pathologisiert, weil es gegen die eigene Moralvorstellung geht. Hierbei stehen sogar heute noch vor allem die Masturbation, der Oralsex, die Homosexualität und sadomasochistische (SM) Vorlieben im Mittelpunkt von Diskussionen. Alle diese Verhaltensweisen sind jedoch keineswegs als Störung zu betrachten oder einzustufen – sofern die sexuellen Aktivitäten in einem gegenseitigen Einverständnis ausgeführt werden und bei Betroffenen keinen Leidensdruck auslösen.
Letzteres ist der entscheidende Punkt.
Oft wird auch außer Acht gelassen, dass, z.B. wie es die Medien sehr gerne verkündigen und dramatisieren, eine offen gelebte Sexualität nicht mit dem behandlungsbedürftigen Krankheitsbild von „exzessiven sexuellen Verhalten“, bzw. einer Sexsucht gleichzusetzen ist.
Wie bei jedem Suchtverhalten, so geht es nicht um die Substanz oder das Verhalten an sich, sondern stets um einen Gefühlszustand.
In der Therapie geht es keinesfalls darum Abstinenz zu erzielen, sondern Bewusstheit, Freiheit und Wohlempfinden zu erlangen.
Unterschied zwischen Sexsucht und sexueller Belästigung (sexuelle Gewalt)
Eine sexuelle Belästigung beschreibt einen juristischen Straftatbestand, während es sich bei der Sexsucht um ein klinisches Krankheitsbild handelt.
Sexsucht zeigt zumeist einen progredienten Verlauf. Während es bei einigen Betroffenen bei destruktiven Aktivitäten, wie z.B. exzessives Masturbieren oder exzessiver Konsum pornografischer Medien bleibt, eskaliert bei anderen die Störung, und es kommt zum sogenannten „missbräuchlichen“ Einbeziehen anderer Personen zur eigenen sexuellen Befriedigung (Exhibitionismus, Belästigungen, Vergewaltigungen).