Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und Störung der Impulskontrolle: ambulante Therapie, Hilfe und Behandlung
Bei dem Begriff Borderline handelt es sich um eine komplexe Störung der Persönlichkeit, die sich durch eine breite und unterschiedlich ausgeprägte Palette von Symptomen äußert, wie u.a. dem Gefühl innere Leere, Angst vor Nähe und verlassen werden, Stimmungsschwankungen, Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Diagnostisch kann man von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ausgehen, wenn mindestens fünf von neun typischen Hauptsymptomen festgestellt werden können:
- Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.
- Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
- Identitätsstörung, d. h. ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
- Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden/selbstverletzenden Aktivitäten (z.B. Ritzen, schneiden, Kopf gegen die Wand schlagen, Haare ausreißen/Trichotillomanie, Geldausgeben, sexuelle Promiskuität, Substanzmissbrauch, episodische Alkohol- und Drogenexzesse, rücksichtsloses Fahren, auf Brückengeländern balancieren, Essanfälle).
- Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
- Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung.
- Chronisches Gefühle von Leere.
- Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren.
- Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Natürlich ist Vorsicht geboten keine Diagnosen steif nach den genannten Kriterien zu geben. Menschen sind nicht logisch, sondern psychologisch. Daher gehört eine persönliche, ernst gemeinte Auseinandersetzung mit potentiell betroffenen Personen auf jeden Fall mit dazu.
Die Verteilung der Geschlechter liegt laut klinischer Studien bei etwa 75% weiblich und 25% männlich, was jedoch kritisch zu sehen ist, da sich weibliche Betroffene meist eher in Behandlung geben, als männliche.
Komorbide Störungen bei Borderline Persönlichkeitsstörungen
Selten nur kommt Borderline in "purer" Form vor, d.h. die Komorbiditätsrate ist sehr hoch, so dass fast immer eine weitere Störung festgestellt werden kann. Das mag sich alles sehr schulmedizinisch anhören, doch es erfüllt an dieser Stelle den Zweck und macht das Thema "greifbarer".
- Angststörungen
- Depression
- Zwangsstörungen
- Essstörungen
- ADHS, ADS
- Posttraumatische Belastungsstörung / PTBS (sexueller Missbrauch / sexuelle Gewalt)
- Narzisstische Persönlichkeitszüge
- Suchtverhalten, Substanzmittelmissbrauch oder Abhängigkeitserkrankungen
- Weitere Persönlichkeitsstörungen (z.B. Dissoziale PST, ängstliche oder narzisstische PST)
Hilfe für Angehörige von Borderline-Persönlichkeiten und Opfer narzisstischen Missbrauchs, bzw. emotionaler Gewalt
Mehr über Hilfe und Therapie für Angehörige von Borderline PS und narzisstischen Missbrauch Betroffenen.
Störung der Impulskontrolle und selbst- oder fremdschädigendes Verhalten
Selbstschädigendes oder selbstverletzendes Verhalten (SVV) wird oft mit dem Borderline Syndrom (Borderline Persönlichkeit) in Verbindung gebracht, kann aber auch im Zusammenhang mit anderen psychischer Erkrankungen, wie z.B. Depression oder posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) auftreten.
Beim Borderline Syndrom spielt die Impulsivität (Störung der Selbstkontrolle) eine ausschlaggebende Rolle. Es beschreibt Verletzungen und Beschädigungen des eigenen Körpers oder hoch-riskantes Verhalten.
Die Wahrscheinlichkeit schwere Verletzungen zu erleiden oder zu sterben wird hierbei in Kauf genommen, wobei das Herbeiführen des Todes, also der Suizid, die höchste Stufe selbstschädigenden Verhaltens darstellt.
In Deutschland beschädigen jedes Jahr rund 14 Prozent der Jugendlichen, vor allem Mädchen, ihre Haut durch Schneiden, Ritzen, Kratzen, Schlagen, Kneifen, Beißen oder Verbrennen. Etwa vier bis fünf Prozent wiederholen diese Selbstverletzungen. - AWMF
Borderliner wollen sich in der Regel durch ihr selbstschädigendes Verhalten nicht unbedingt selbst töten, sondern Druck ablassen, selbst bestrafen (als auch Bestrafung nahestehender Menschen), Aufmerksamkeit erhalten oder einen Hilferuf aussenden. Nicht selten finden sich in der Vergangenheit auch körperliche oder seelische Misshandlungen.
"Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) wird definiert als freiwillige, direkte Zerstörung oder Veränderung des Körpergewebes ohne suizidale Absicht, die sozial nicht akzeptiert, direkt und repetitiv ist (Lloyd Richardson et al. 2007; Nitkowski und Petermann 2009), sowie meist zu kleinen oder moderaten Schädigungen führt." - Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften
Die Persönlichkeit eines Menschen ist sehr komplex und ihre Entwicklung wird durch zahlreichen Faktoren bestimmt. Allerdings kann durch professionelle Therapie eine negative Entwicklung der Persönlichkeit durchaus zu einer positiven transformiert werden.
Häufige und typische Abwehrmechanismen bei Borderline
Psychodynamische Abwehrmechanismen sind zunächst einmal nichts Krankhaftes und sind nicht nur auf die Borderline PST beschränkt. Sie dienen primär dem Schutz der eigenen Seele. Da es in der Natur der Abwehrmechanismen liegt, daß sie der Person unbewusst sind, wird ihre Existenz meist auch geleugnet oder vehement abgelehnt. Es handelt sich hierbei also um einen durchaus kreativen und existentiellen Prozeß.
Wenn jedoch Abwehrmechanismen die mentale und emotionale Beweglichkeit hemmen und einschränken, dann wirken Abwehrmechanismen symptomfixierend und sind Ausdruck einer psychischen Störung.
Dazu zählen u.a. Verdrängung, Projektion, Verleugnung, Regression, Double-Bind, Gaslighting, Progression, Reaktionsbildung, Rationalisierung, Spaltung, Sublimierung.
[Hier weitere Informationen zu psychischen Abwehrmechanismen]
Borderline Beziehungen und das "Spiegeln"
Am Anfang einer Partnerschaft haben Borderliner die Fähigkeit ihr Gegenüber so perfekt zu spiegeln, daß sie die Sonnenseiten herausfiltern und sie, wie durch eine Lupe geworfen, überdimensional idealisieren. Die Folge davon ist, daß sich der Partner absolut verstanden, geliebt und eins mit dem Borderliner fühlt, denn er schaut in ein perfektes Bild seiner selbst. Er hat das Gefühl seinen Seelenverwandten getroffen zu haben - und dem ist auch so. Die Gefühle sind beidseitig durchaus echt. Doch der Borderliner kann diese positiven Gefühle nicht aufrecht erhalten.
Wenn jemand (z.B. ein Therapeut oder der Lebenspartner) dem Borderliner seine eigene innere Welt spiegelt, in der meist große Zerrissenheit, Wut und Ängste und Gefühlschaos toben, dann reagiert dieser mit Flucht oder Angriff. Aus Angst vor seinen eigenen Gefühlen verleugnet er diese und projiziert sie auf sein Gegenüber, denn Gefühle zulassen bedeutet für ihn Verletzbarkeit. Aus Liebe wird Ablehnung.
Der Borderliner macht den Spiegel verantwortlich für seine Gefühle. Wenn er nicht sieht, was er sehen möchte, zerstört er ihn und sucht sich einen neuen (Partner/in), bis er auch darin wieder einen Fleck entdeckt. Er akzeptiert nicht, daß nicht der Spiegel, sondern er selbst verantwortlich ist (Regression, Verleugnung). Das Aufrechterhalten dieses Musters ist enorm kraftzehrend, denn er ahnt, daß auch jeder neue Spiegel nach einiger Zeit wieder "schmutzig" sein wird. Daher sucht er bereits von Anfang an in jeder neuen Beziehung "den Fehler" - und sammelt, bis er wieder genug "Beweise" hat, die eine Zerstörung des Spiegels rechtfertigen. Während der anfänglichen Idealisierungsphase hat die Abwertung quasi schon unterschwellig stattgefunden.
Aufgrund des Gefühls der chronischen inneren Leere muss ein Borderliner sich stets um ein perfektes Bild seiner selbst sorgen. Das geschieht, indem er stets auf der Suche nach einem neuen Spiegel ist, der ihm gibt, was er braucht. Borderliner können in Beziehungen wahre Profis sein, wenn es um das Spiegeln geht und so lange der Spiegel seine Aufgabe erfüllt, ist alles (fast) ok.
Um dieses Verhalten ändern zu können, muss oftmals leider erst der Leidensdruck groß genug sein, daß Einsicht zur Veränderung entsteht. Das muss nicht sein! Die Bereitschaft, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und Akzeptanz zu üben sind der gesunde Weg zum Ziel, was einer Entscheidung bedarf. Ein geschulter Therapeut oder Coach kann hierbei effektiv helfen.
Therapieansätze, Ziele, Gewinn bei Borderline
Persönlichkeitsstörungen betreffen stets die Persönlichkeit eines Menschen. Das bedeutet, daß Denk- und Verhaltensweisen bereits fest und tief eingeschliffen sind. Das macht eine Veränderung, bzw. Heilung von negativen Verhaltensweisen nicht sehr einfach. Das wichtigste Element für einen erfolgreichen Verlauf bei Borderline ist Aufgrund der tendenziellen emotionalen Schwankungen die Kontinuität!
Gedanken sind wie Stufen; sie führen nach oben oder nach unten. Sie kosten Energie oder sie geben Energie. Sie machen krank oder sie heilen. Die Entwicklung der Selbstwahrnehmung und eine kontinuierliche mentale Hygiene verändern das Gefühl von innerer Leere und füllen dies mit einer klaren Vorstellung und Ausrichtung eines erfüllten Lebens.
Aufgeben bedeutet nicht immer, dass man zu schwach war. Manchmal bedeutet es, dass man stark genug war, loszulassen - loszulassen von den alten, negativen Denk- und Verhaltensweisen.
Aufgrund persönlicher Erfahrungen mit dem Thema "Borderline und Beziehung" bin ich mit der Dynamik, sowie den damit zusammenhängenden Abwehrmechanismen, emotionalem Chaos und den Kommunikationsmustern weitestgehend vertraut. Es gibt Lösungen, doch dazu muß man Einsicht zeigen und den ersten Schritt gehen - je früher, desto besser!
Jeder Mensch hat sein Kreuz zu tragen und für jeden ist das eigene Kreuz eine persönliche und individuelle Herausforderung. Doch indem man die Herausforderung nicht länger verleugnet, sondern Verantwortung übernimmt, kann Heilung geschehen. Veränderung ist ein Prozess, kein Ziel!
Eine "one-size-fits-all" A-B-C Vorgehensweise habe ich nicht und vertrete ich auch nicht. Ich stelle mich stets von Moment zu Moment - und von Sitzung zu Sitzung aufs Neue auf mein Gegenüber ein. Jeder Mensch ist einzigartig und jeder Mensch benötigt unterschiedliche "Werkzeuge". Eins jedoch gilt für alle: Jeder MUSS seinen Weg SELBST gehen. Veränderung geht nur über die Erfahrung des TUNS! Mein Job ist es, Sie sicher, einfühlsam und kompetent dabei zu begleiten.
Unabhängig von den Ursachen besteht das Ziel einer Therapie oder Coachings darin ungünstige und zerstörerische Denk- und Verhaltensmuster durch positive und gesündere zu ersetzen, wodurch Sie an Kraft, Lebensqualität und Lebensfreude gewinnen. Dazu gehören natürlich auch das (Selbst)Bewusstsein und die Übernahme von Verantwortung und Kontrolle über die eigenen Gefühle, die Stärkung emotionaler Kompetenzen und des Selbstwertes, sowie eine optimierte Stresstoleranz und zwischenmenschliche Fähigkeiten.
- Emotionale Kontrolle und mentale Stärke
- Stärkung des Selbstbewusstseins, Selbstwertes und des Selbstvertrauens
- Zeit- und Selbstmanagement, Zielsetzung, Planung
- Kompetenz im Umgang mit zwischenmenschliche Beziehungen
- Ressourcenmanagement, Stressmanagement
- Stressresilienz (Widerstandsfähigkeit bei und Umgang mit Stress)
- Achtsamkeit und Körperwahrnehmung
- Grenzen achten, wahrnehmen und setzen
- Problemlösungskompetenz
- Kommunikationstraining